Kroatien hat eine ungewöhnliche Preisvorstellung für Winterliegeplätze. Es gibt nur Tages-, Monats- oder Jahresverträge. Für die Wintermonate Oktober bis April werden schnell über Euro 6.000,- aufgerufen. In Norditalien sieht die Praxis anders aus: schon in Kiel habe ich etwa 15 Angebote sowohl für Wasser- als auch für Landliegeplätze erhalten. Zum Teil gibt es dort sogar sogenannte Dry-Marinas. Die Kosten liegen meist bei nur 40% der Kroatienpreise. Ein Grund allemal, den Liegeplatz von der Mitan-Marina zu verlegen.
Also flog ich am Donnerstag, den 27. September nach Kroatien. Obwohl das Flugzeug mal wieder deutlich später abflog, war die Flugzeit kürzer und die Abwicklung bei der Ankunft perfekt. Mein Gepäck kam schnell und das Taxi zum Schiff benötigte nur 30 Minuten. Ich war um 13:45 Uhr im Hafen, zahlte die restlichen Liegetage und legte 30 Minuten später ab. Das Wetter war perfekt, blauer Himmel, leider nur wenig Wind. Ich war aber froh, dass alles bis dahin super geklappt hat und ich auf dem Wasser war. Ich schien der einzige Segler in Kroatien zu sein. Im Gegensatz zum Sommer scheinen die Charterschiffe schon an Land zu stehen und auch die Motorbootfahrer sind verschwunden. Eine echte Wohltat und entspanntes Segeln.
Gegen 19:30 versuchte ich Kontakt mit dem Hafen von Rabac über Funk und über Handy aufzunehmen. Leider gab es keinen Kontakt, daher auch keinen Liegeplatz und keine Marineros, die beim Anlegen helfen. Ich fand dann selbst einen Platz im Industriehafen an der Hafenmauer, klarierte auf und suchte mir ein nettes Restaurant.
Am Freitagabend sollte es die befürchtete Bora mit bis zu 50kn Wind geben. Da wollte ich alleinsegelnd nicht wirklich rein. Ich stellte mir daher früh den Wecker und wollte Strecke schaffen. Der Wetterbericht am Morgen lässt die Bora erst nachts anfangen zu blasen. Ich konnte daher länger auf dem Wasser bleiben und wollte dann gegen 17:30 die Marina von Rovinj anlaufen. Dort angekommen, musste ich feststellen, dass es in dem Hafenhandbuch zwar einen Hafen mit Foto gibt, diese Marina aber noch nicht fertig gestellt ist. Eine Wunder – Fotoshop? Im Industriehafen gab es wieder keinen Funkkontakt, ein freier Liegeplatz war aber leider auch nicht auszumachen. Ich fuhr dann etwas gefrustet rund eine Stunde weiter in den Yachthafen von Poreč. Ich rief die Marina und bekam einen Liegeplatz zugewiesen. Auch ein Marinero stand bereit. Am Steg angekommen, merkte ich schnell, dass ich in eine deutsch-österreichische Kleingartenkolonie hineingeraten bin. Jeder kannte jeden und ich schien für diese Segler ein Exot zu sein, nicht nur, dass ich alleine unterwegs war sondern auch, dass wir jedes Jahr tatsächlich einige Meilen im Kielwasser lassen. Dank Foursquare fand ich ein richtig gutes Fischrestaurant, anschließend schlenderte ich noch etwas durch den Ort, der noch spät abends sehr belebt war.
In der Nacht sollte nun die Bora einsetzen. Ich setzte deshalb das Schiff noch etwas weg vom Steg. In der Nacht war von dem Sturm kaum etwas zu merken. Hier im Norden fiel er dann auch deutlich schwächer aus. Trotzdem blieb ich im Hafen, erkundete den Ort, beobachtete sogar eine kleine Regatta und ging am Abend Essen.
Am nächsten Morgen hatte sich der Wind gelegt. Ich klarierte dann zügig in Kroatien aus und legte anschließend ab. Von unterwegs fragte ich bei einem der Häfen, den wir als Favoriten auserkoren hatten, per Mail nach einem Liegeplatz und der Möglichkeit, dort in der Trockenmarina zu überwintern. Ich bekam schnell eine freundliche Antwort und dass ich dort ab 15.00 erwartet werde.
So war ich dann gegen 15.45 dort. Auch hier schien das Funkgerät nicht mehr besetzt zu sein; daher musste ich mir auch hier erst einmal selbst einen Liegeplatz suchen. Zu meiner Überraschung gab es hier aber erstmals seit Südspanien 2016 wieder Pfähle – Heimatgefühle kamen auf. Nach dem Festmachen suchte ich die Rezeption. Ich gab dort sämtliche Papiere ab und bekam einen Sliptermin zur Trockenmarina um 10.30 am Montag. Tatsächlich waren die Marineros pünktlich an der Slipanlage. Eine Stunde später hing das Schiff mit gereinigtem Unterwasserschiff am Haken und wurde in die Dry-Marina verbracht. Zwischenzeitlich hatte ich für Dienstag einen Rückflug mit Zwischenlandung in Düsseldorf gebucht.
In der Rezeption habe ich dann die Winterlagerverträge abgeschlossen. Es wurden Daten ausgetauscht und die Frage aufgeworfen, ob der Motor denn schon eingewintert sei. Hier kann es in den Wintermonaten schon mal Temparaturen unter 0° geben. Man nannte mir drei Handwerker, die diese Arbeiten erledigen könnten. Zurück auf dem Schiff rief ich dann Eugenio an, der nach 20 Minuten bei mir auf dem Schiff war. Wir wurden uns schnell handelseinig. Er wird auch alle zwei Wochen den Strom anschalten, um die Batterie aufzuladen und auch sonst nach dem Rechten zu gucken.
Am Dienstag stand pünktlich das georderte Taxi bereit. Ich fuhr zufrieden zum Flughafen „Marco Polo“ und war dann abends wieder in Kiel.