Am Montag vergangener Woche segelten wir nach Bari! Und aus einer Übernachtung wurde völlig unerwartet ein einwöchiger Aufenthalt! Zunächst steuerten wir in Bari den Porto Vecchio an, der näher an der Altstadt liegen sollte und ein reiner Yachthafen sein sollte. Auf unseren Funkruf reagierte jedoch niemand und als auch die Wassertiefe plötzlich abnahm, änderten wir unsere Pläne und fuhren in den Porto Nuovo, in dem auch die großen Kreuzfahrer lagen. Gleich zu Beginn befand sich die ‚Nautica Ranieri‘, eine Werft mit kleinem Yachtsteg. Der Marinero empfing uns freundlich, hatte er doch unsere Irrfahrt in den Porto Vecchio verfolgt.
Klaus fand abends beim Stöbern im Internet heraus, dass es in Bari einen Raymarine-Händler gab und so machten wir uns am Dienstagmorgen mit dem Schlauchboot auf den Weg zur gegenüberliegenden Hafenseite, um unser Kartenplotterproblem in Angriff zu nehmen. Bei der dort ansässigen Firma ‚Grimaldi‘ sprach zwar niemand englisch, doch wurde eine Telefonat mit Nicolai, dem Chef, vermittelt. Klaus schilderte sein Anliegen und machte einen Termin für den Nachmittag ab. Zwei Stunden fachsimpelten Klaus und Nicolai dann über verschiedene Optionen. Schließlich ergab sich, dass mit einem neuen Kartenplotter auch der Autopilot und die Radarschüssel auszutauschen wären. Da wir zeitlich nicht ganz frei waren, sollten aber alle Arbeiten bis Freitagnachmittag erledigt werden. Sollte die Radarschüssel bis dahin nicht installiert werden können, könnte diese Baustelle auch später erledigt werden. ‚No problem‘ war die mehrmalige Aussage zur Zeitproblematik. Am Mittwoch wollte der Chef nochmal vorbeischauen und alles mit einem Mitarbeiter ansehen und die Arbeiten sollten eigentlich beginnen. Ich machte mich am späten Vormittag mit dem Bus auf den Weg nach Bari, was sollten wir zu zweit die Arbeiten verfolgen! Vorher hatten wir natürlich die Steuerbordkoje leergeräumt, dort mussten die Handwerker in den Tiefen des Schiffes an der Steueranlage arbeiten.
Ich verbrachte einen entspannten Tag in der Stadt, trank Cappuccino, aß Eis, bestaunte die Altstadt und schlenderte auch durch die Boutiquen.
Auf dem Rückweg kaufte ich ein, entdeckte eine Fahrradwerkstatt und war gegen 18:30 Uhr zurück an Bord. Dort traf ich auf einen höchst genervten Klaus. Nicolai war erst um 17:30 Uhr mit einem Mitarbeiter erschienen und die beiden waren noch dabei, sich mit den Gegebenheiten bei uns an Bord vertraut zu machen. Um 19:00 Uhr machten sie dann Feierabend mit der Zusage, am nächsten Tag um 8:00 Uhr mit den Arbeiten zu beginnen. Bis Freitagnachmittag sollte alles geschafft werden.
Am Donnerstag war der Wecker auf 7:00 Uhr gestellt, ich ging joggen und anschließend warteten wir gemeinsam auf das, was kommen sollte. Zwischendurch brachte ich noch Klaus Fahrrad in die Werkstatt, das nach dem Hinterradaus-und -einbau nicht mehr so recht fahren wollte.
Um 13:30 Uhr (!!) erschienen dann vier Mitarbeiter von ‚Grimaldi’ und legten los. Das Schiff wurde gefühlt in seine Einzelteile zerlegt. Am späteren Nachmittag waren dann im Salon sogar die Schränke ausgeräumt, da hinter diesen das neue Radar-Datenkabel verlegt werden musste. Die Schrankrückwände wurden abgeschraubt, Kabelbinder durchgeknipst und dann….. machten alle vier Feierabend!! Klaus und ich waren ein wenig fassungslos, das Deck war sowieso vollgepackt mit den Sachen aus der Backskiste, doch nun war auch der Salon mit Geschirr und Büchern zugestellt! Zusätzlich waren die Matratzen aus der Backbordkoje in der vorderen Kajüte gelagert. Das Schiff glich einem Schlachtfeld! Glücklicherweise lag das durchzuziehende Radarkabel schon bereit. So machten Klaus und ich uns selbst an die Arbeit und zogen es hinter den Schränken entlang, hinter dem Kleiderschrank nach unten und dann unter den Bodenbrettern bis zum Mast. Dort sollte es am nächsten Tag mit dem durch den Mast zu ziehenden Kabel verbunden werden. Gegen 20:00 Uhr war die Arbeit erledigt. Immerhin wurde so in allen Schränken mal wieder durchgewischt😉!
Am nächsten Morgen sollte zwischen 8:00 und 9:00 Uhr weitergehen. Um 9:25 (!) Uhr waren die Burschen tatsächlich an Bord! Die Schreckensnachricht ließ jedoch nicht lange auf sich warten! Der neue Monitor von Raymarine war nicht geliefert worden. Nicolai hatten ihn in Belgien bestellt, wo er einzig in Europa vorrätig war. Es war eine Expressbestellung, die natürlich auch extra in Rechnung gestellt wurde, aber trotzdem…Klaus wusste gar nicht mehr, wohin mit seinem Ärger😡. Nun war also sicher, dass wir das Wochenende in Bari verbringen würden!
Immerhin war am Mittwoch bereits ein Ölwechsel durchgeführt worden, bei dem auch gleich die Kühlwasserpumpe mit ausgetauscht wurde, sie hatte geleckt!
Am Samstag lernte nun also auch Klaus Bari kennen und er begab sich sogar in den öffentlichen Nahverkehr🚌!
Den Sonntag verdödelten wir dann an Bord! Ich ersetzte einige herausgefallene Holzdübel auf dem Deck und Klaus schraubte die Duschpumpe auseinander, die gestern ihren Geist aufgegeben hatte😩. Bei ihr ist der Impeller zu ersetzen!
Langsam könnte man das Gefühl bekommen, unser Schiff pfeift auf dem letzten Loch😳! Aber eigentlich läuft alles! Und mit jedem Defekt lernt man ja wieder etwas dazu.
Am Wochenende aßen wir dann jeweils in einem fußläufig zu erreichenden Restaurant, knapp 800m vom Hafen entfernt. Der Weg dorthin führte an einer in den Abendstunden zum Leben erwachenden Promenade vorbei! Es war ein Erlebnis! Halb Bari saß dort auf Klappstühlen an Campingtischen und palaverte! Von der gebrechlichen Oma über die mittlere Generation bis zum frisch geborenen Baby waren die Familien versammelt und picknickten auf der Straße! Pizzen wurden herbeigetragen, kleine Buffets wurden aufgebaut und es wurde lebhaft diskutiert!
Morgen soll es nun um 8:00 Uhr an Bord weitergehen😂! Warten wirs mal ab! Der Chef hat sich nach dem vergangenen Mittwoch übrigens nicht mehr an Bord blicken lassen, der wusste, warum!