September 2014:
Nun war es also tatsächlich soweit: mit der ORC-Weltmeisterschaft hatte das Regattasegeln für die Aloha Mare ein erfolgreiches Ende genommen. Vor Kiel-Schilksee hatte die gesamte Crew noch einmal alles gegeben – nicht nur in seglerischer Hinsicht!
Auch logistisch waren alle Trümpfe ausgespielt worden.
Viele andere WM-Teilnehmer beneideten uns um die Möglichkeiten, die uns dieser Container bescherte und abends trafen wir uns hier oft mit befreundeten Crews auf ein gut gekühltes Bierchen.
Mit ein ganz klein bisschen Wehmut aber auch voller Tatendrang wendeten wir uns dann dem Umbau der Aloha Mare zu.
Klaus und ich hatten uns in den vergangenen Jahren ausgiebig unter anderem auch auf Vorträgen anderer Weltumsegler informiert und vor allem Klaus hatte mittlerweile eine feste Vorstellung davon, was für die Langfahrt noch an technischen Veränderungen benötigen würden.
Das Thema Energieversorgung auf Langfahrt stand hier auf der Prioritätenliste ganz weit oben.
Die Entscheidung fiel schließlich auf die Komplettlösung: ein Windgenerator, ein Hydrogenerator und Solarpaneele sollten unseren Energievorrat sichern.
In diesem Zusammenhang hatten wir bereits Ende 2014 alle Lampen an Bord auf LED umgestellt und damit unseren Energieverbrauch für die Zukunft deutlich verringert.
Außerdem entschieden wir uns für einen Watermaker, der uns mit einer Leistung von 120 l pro Stunde unabhängig von jedem Stegwasserhahn machen würde.
Ein weiteres Thema war die Gasversorgung für Herd und Backofen. Da die blauen Camping-Gaz-Flaschen erfahrungsgemäß schon innerhalb Europas nicht immer leicht zu tauschen waren, schafften wir in der Backkiste eine Möglichkeit, eine 11 kg Propangasflasche zu stauen und ließen auch die notwendigen Anschlüsse und Leitungen einbauen. Nun hatten wir zwar weniger Platz für Fender und Leinen, aber kochen würden wir immer können.
Im Winterlager sah unser Schiff dann tatsächlich so aus, als würde das unterste nach oben gekrempelt. Ich lernte Ecken und Nischen auf unserem Schiff kennen, von deren Existenz ich bis dahin gar nichts geahnt hatte. Im hintersten Winkel krochen wir herum, um zu bohren, zu schrauben und anschließend zu putzen.
Manchmal hatte ich Zweifel, dass alles jemals bis Mitte März fertigzustellen wäre.
März 2015
Doch am 13. März 2015 kam die Aloha Mare wirklich ins Wasser. Glücklicherweise passte sie auch durch das Hallentor, das war Maßarbeit!
Es fehlte zwar noch der Mast, doch sie schwamm.
Für das Maststellen fehlte uns leider noch das neu anzufertigende Achterstag. Kurz vor dem Krantermin hatte sich herausgestellt, dass die für eine SSB-Funkanlage notwendigen Isolatoren nicht am vorhandenen Stag angebaut werden konnten. Die Neuanfertigung zog sich dann leider bis Ende April hin und umfasste auch gleich noch die Wanten.
Als diese vorzeitig geliefert wurden, wurde auch der Mast gestellt und das Achterstag zunächst einmal durch Dyneema ersetzt – ging beim ersten Wochenendtörn vorzüglich!
Zum gleichen Zeitpunkt bauten wir die Halterungen (beidseitig) für den Hydrogenerator an und versuchten, die neue Badeleiter anzuschrauben. Dies stellte sich jedoch als unmöglich heraus, da bei der Konstruktion irgendwie nicht bedacht wurde, dass diese dreiteilige, ausklappbare Leiter ja beim Ausklappen auch an unserem schrägen Heck vorbei passen müsste. Diese Baustelle wurde dann zeitlich nach hinten geschoben und die bereits gebohrten Löcher zunächst erstmal wieder abgedichtet.
Es war jedoch auch so noch reichlich an Bord zu tun und es war noch so manches Problem zu lösen. Wir verbrachten eigentlich jeden Feierabend an Bord.
Zunächst schlug die Stunde unseres Elektrikers. Nachdem er im Herbst schon unsere Innenbeleuchtung ausgetauscht hatte, kam ihm jetzt die Aufgabe zu, alle Energiequellen so zu verkabeln, dass sie unsere Batterien auch wirklich aufladen würden.
Mir, die ich Physik bei allererster Gelegenheit als Schulfach abgewählt hatte, wird sich die Welt des „“Stroms“ sicher nicht mehr erschließen, aber Klaus verbrachte Stunde um Stunde mit dem Elektriker an Bord, fachsimpelte, traf Entscheidungen und verwarf sie wieder, beschaffte Material und ließ sich in die Geheimnisse der Bordelektronik einweihen.
Nach Rücksprache mit dem Elektriker gab es dann Mitte April noch einen neuen, leistungsstärkeren Inverter, da sich der vorherige durch das Anschließen eines Föns ans Bordnetz veerabschiedet hatte.
Während unter Deck alles verkabelt wurde, zog ich es vor, mich bei schlechterem Wetter um die Verproviantierung (ich habe eingeweckt wie ein Weltmeister!) und bei angenehmem Wetter um die Reinigung des Schiffes zu kümmern. Dem gesamten Deck mit allen GFK- und Teak-Flächen bin ich zu Leibe gerückt. Und ich habe es gründlich gemacht!
Die GFK-Flächen wurden zunächst mit einer Seifenlösung gereinigt. Anschließend wurden Algen- und Rostablagerungen mit Oxalsäure entfernt. Dann folgte der anstrengendste Abschnitt: mit einem leicht abrasiven (leicht schleifenden) Reiniger wurde die Oberfläche behandelt. Danach folgte dann noch Konservierung und Politur.
Die schweißtreibende Arbeit hatte sich aber wirklich gelohnt. Das Schiff erstrahlte in neuem Glanz, sogar das stark ausgeblichene Heck der Aloha Mare war wieder dunkelblau.
Zwischendurch sind wir bei ruhigem Wasser immer mal wieder mit unserem neu erworbenen Aschlauchboot inklusive neuem 20-PS-Außenborder unterwegs gewesen. Schließlich wollten wir die erste Inspektion, die nach 10 Betriebsstunden fällig war, noch in Kiel erledigen. Die Handhabung eines solch massiven Motors und insbesondere der Startvorgang waren gar nicht so einfach und erforderten tatsächlich etwas Übung.
April 2015
Auf dem ersten Törn machten wir uns vorrangig mit den neuen Gerätschaften vertraut. Lieferte das Windrad auch wirklich Strom? Und wie viel so ungefähr? Wie funktionierte der Hydrogenerator? Es war sehr spannend und es egaben sich immer wieder weitere Fragen und Ideen.
Ein großes Erfolgserlebnis bescherte uns unser erster Angelversuch im Bereich vor Schleimünde. Drei Dorsche konnten wir aus dem Wasser ziehen. So war uns ein Festmahl mit knusprigem Fischfilet und Kartoffeln gesichert.
Als unser Achterstag dann schließlich auch an Bord war und ich es bei einem meiner zahlreichen „Besuche“ im Mast oben angebaut hatte, stellte sich zwar heraus, dass es ca. 40 cm zu lang war, doch das war eher eine der kleineren Baustellen.
Die Installation des Watermakers gestaltete sich dann erfreulich unspektakulär. Drei Handwerker schraubten und sägten einen Tag lang und anschließend sprudelte die Wasserquelle. Gleich am folgenden Tag füllten wir einen unserer Wassertanks mit dem gereinigten Fördewasser und probierten das so gewonnene Trinkwasser. Es schmeckte!
Am gleichen Tag hatten wir einen weiteren Werfttermin – aus dem Saildrive trat offensichtlich Öl aus und dies sollte die Werft beheben.
Dieser Werftbesuch entwickelte sich allerdings spannender als geplant. Gegen 13:30 Uhr sollte unser Schiff eigentlich wieder am Kran hängen und ins Wasser gesetzt werden. Beim Austausch der Welle am Saildrive und der dazugehörigen Simmeringe war offenbar einer der beiden O-Ringe gerissen. Leider hatte der ortsansässige Händler dieses Ersatzteil nicht vorrätig und machte uns auch wenig Hoffnung, es vor dem 1. Mai zu bekommen. So stand unser erstes diesjähriges Segelwochenende ernsthaft in Frage. Unsere Stimmung auf dem Rückweg vom Händler war auf einem Tiefpunkt angelangt. Doch dann starteten wir einen letzten Versuch bei einem Motorhändler am anderen Ende der Stadt. Obwohl dieser eigentlich schon geschlossen hatte, erwies er sich als äußerst hilfsbereit. Einen fabrikneuen O-Ring hatte er zwar nicht vorrätig, doch einen baugleichen, gebrauchten Saildrive-Deckel, auf dem zwei O-Ringe saßen. Mit dem eindringlichen Hinweis, diese gebrauchten O-Ringe nur mit Silikon einzusetzen, entließ er uns Richtung Werft. Glücklicherweise konnte dieser O-Ring dann noch rechtzeitig eingesetzt werden und das Schiff kam zurück ins Wasser.
Viele solcher Zwischenfälle braucht unser Nervenkostüm nicht mehr!!
Ein weiterer zeitraubender Faktor war die Gestaltung unserer Homepage.
Zu diesem Thema bekam ich auf dem TransOcean-Losseglertreffen im März 2015 in Laboe den entscheidenden Hinweis.
Mit Hilfe eines hauptberuflichen Internetdesigners nahm auch dieses Projekt nach und nach Formen an. Die schwierigste Entscheidung hatten wir bei der Wahl des Logos zu treffen.