Der Freitag hatte dann so einiges zu bieten. Da für den folgenden Tag reichlich Wind bis 28 kn aus Nord angesagt war, machten wir uns morgens schon um 9!! Uhr auf den Weg. Es war von Beginn an wolkenverhangen und schon bald setzte auch Regen ein. Der Wind nahm leicht zu (natürlich von vorne) und die Welle wurde unangenehm. Wir passten unseren Kurs etwas an, aber wir hielten durch! Kurz hinter Marathon konnten wir den Kurs auf NW ändern, die Wolken brachen auf und wir konnten sogar eine Weile segeln.
Aufgrund der Windvorhersage war unser Ziel der Hafen von Vourkari, ganz in der Nähe der Schiebebrücke in Chalkis. Bereits vor der Hafeneinfahrt waren schon heftige Strudel zu beobachten und zu spüren. Das Internet sprach von 3-4 kn Strom in dieser Meerenge! Im Hafen trafen wir eine dänische Segelcrew, die uns von reichlich bürokratischen Hindernissen berichtete, wenn man die Brücke passieren wolle. Zunächst müsse die Port Police aufgesucht werden und anschließend bei der Port Authority die Gebühr für die Passage entrichtet werden. Alles sei ein wenig kompliziert und umständlich und es sei auch nicht sicher, dass man überhaupt hindurch fahren könne. Die Dänen wussten ebenfalls zu berichten, dass die Brücke wohl in der Nacht gegen 2:00 Uhr geöffnet werden solle und es am Samstag tagsüber keine weitere Brückenöffnung geben würde. Da es bereits 20:00 Uhr war und wir nicht länget als nötig in dem wenig einladenden Hafen von Vourkari bleiben wollten, machten wir und auf den Weg zu den Behörden. Freundliche Taxifahrer wiesen uns den Weg zur Polizei und auch die Bezahlstation fanden wir problemlos. Alle Mitarbeiter waren sehr freundlich und zu kleinen Späßen aufgelegt! (Vielleicht auch eine Frage, wie man in den Wald hinein ruft?!). Uns wurde das Prozedere der Brückendurchfahrt ausführlich erläutert. Wir sollten nach der Rückkehr zu unserem Boot den Hafen verlassen und direkt in einem ruhigen Gebiet vor der Brücke ankern. Bei Eintritt des Stillwassers, also wenn die Strömung kippt, würden wir von der Polizei auf Kanal 12 namentlich aufgerufen, hätten Zeit den Anker zu lichten und dürften dann passieren. Hinter der Brücke könnten wir dann in einem markierten Bereich die restliche Nacht liegen. Mit einem Funkspruch sei so ab 1:00 Uhr in der Nacht zu rechnen. Alles in allem hat die ganze Geschichte vielleicht eine halbe Stunde gedauert und unsere Passage war geklärt!



Es blieb noch ausreichend Zeit, ganz in Ruhe einen Happs zu essen und uns das Strömungsschauspiel vor, unter und hinter der Brücke anzuschauen. Zurück an Bord bereiteten wir alles für das Ankermanöver vor, legten aufgrund der Dunkelheit vorsorglich Rettungswesten an und legten ab. Erneut erlebten wir die mächtigen Strudel in der Nähe der Brückendurchfahrt und warfen dann etwas abseits den Anker. Es war erst 23:00 Uhr und mit dem entscheidenden Funkspruch war ja frühestens gegen 1:00 Ihr zu rechnen. So legten wir uns rufbereit (also in Klamotten) noch eine Weile aufs Ohr! Um 1:45 Uhr schreckten wir hoch, es war auf Kanal 12 gefunkt worden. Uns hatte man aber leider noch nicht gemeint. Da wir nun schon mal wach waren, beobachtete zumindest ich die Vorkommnisse an der Brücke. Die folgende halbe Stunde tat sich noch nichts, doch dann wurden wir als drittes Schiff aufgefordert, uns auf die Passage vorzubereiten. Also nix wie den Motor angeworfen und den Anker hochgeholt (klappte erst im vierten Anlauf, die Sicherung sprang dreimal heraus🙈)! Die Durchfahrt selbst war dann irgendwie sehr unspektakulär. Die Strudel waren fast komplett verschwunden und so erreichten wir ruckzuck den Bereich der Pier, an dem wir anlegen konnten. Aus einer direkt gegenüber befindlichen Bar kam noch Musik und so kamen wir sogar noch zu einem nächtlichen frisch gezapften Bier! Das hatten wir uns verdient!