Antje und Uli kamen am Sonntagmorgen planmäßig in Olbia an. Ich traf die beiden am Flughafen, da ich ja den Mietwagen zurückgeben musste. Da der Taxipreis stolze 170,00 € betragen sollte, folgten wir dem Rat des jungen Mannes am Infoschalter des Flughafens, nahmen den Bus nach Sassari und stiegen erst dort in ein Taxi.
An Bord eingetroffen richteten sich die beiden zunächst häuslich ein. Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Castelsardo und erkundeten den Ort. Das Schaudern beim Anblick der zahlreichen Korallenschmuckgeschäfte verfolgte uns die gesamte Woche.
Da der Wind wie vorhergesagt eher mehr wurde, riefen wir am Montagmorgen kurzentschlossen die in einem vor dem Steg aushängende Telefonnummer des örtlichen Autovermieters an und vereinbarten mit Antonio das Mieten eines Fiat Panda bis zum nächsten Morgen um 9:00 Uhr. So ging es mit dem Wagen zunächst nach Porto Torres (wo wir die weltbesten Amarettinikekse kauften), dann weiter nach Stintino (wo wir den malerischen Hafen entlangschlenderten und in einem Café die Sonne genossen) bis zum Strand bei Torre Pelosa ganz an der Nordwestspitze Sardiniens. Das Mittelmeer war an dieser Stelle türkisgrün, während keine hundert Meter weiter die Wellen des Mittelmeers in die Meerenge peitschten. Es war ein Naturschauspiel.
Am Dienstag hatte sich der Wind noch immer nicht beruhigt und wir nutzten den Tag, die Festung von Castelsardo und das historische Zentrum zu erkunden. Langweilig wurde uns nicht!
Auch der Mittwoch brachte noch zu viel Wind und Welle, schließlich waren wir keine eingespielte Crew. So buchten wir bei Antonio erneut den Mietwagen und starteten nach Porto Cervo, DEM Segelmekka Sardiniens. Der Hafen von Porto Cervo war dann auch tatsächlich voller Regattasegler. Die J70-WM sollte dort stattfinden, doch aufgrund des starken Windes blieben die Boote im Hafen. Wir genossen die Hafenstimmung und gönnten uns im vornehmen YCCS ( Yacht Club Costa Smeralda) einen Kaffee. Auf dem Rückweg rettete Antje dann noch einer Schildkröte das Leben, indem sie sie von der Straße trug.
Am Donnerstag konnten wir dann endlich die Leinen loswerfen. Beim Ablegen fuhr uns aber erstmal kräftig der Schreck in die Glieder. Noch gar nicht ganz aus der Box heraus, wurde die Aloha Mare von einem im Hafenbecken liegenden, leider nicht vermerkten Stein gestoppt. Mit Hilfe des Hafenmeisters, der mit seinem Schlauchboot unser Schiff in die richtige Richtung stupste, kamen wir aus dieser brenzligen Situation heraus. Der Wind blies vor Castelsardo nur noch mit ca. 10 kn und so ging es zunächst ganz gemächlich Richtung Norden. Eigentlich hatten wir vor, zu den Maddalenas zu segeln, einer Inselgruppe im Nordosten, doch die Windrichtung ließ uns den Plan ändern und nach Bonifacio auf Korsika segeln. Das letzte Stück über die Straße von Bonifacio hatte es dann windtechnisch nochmal richtig in sich. Bis 25kn zeigte die Anzeige und die Wellen kamen von überall. Wir refften die Genua und sausten auf Korsika zu. Kein Wunder, dass der Törnführer diese Gegend nur erfahrenen Seglern empfahl.
Bonifacio begeisterte uns. Der Hafen lag herrlich geschützt zwischen den Felsen und der Ort hatte eine ganz besondere Ausstrahlung.
Das Anlegen klappte trotz Wind und sehr engen Stegen einwandfrei, wir waren ziemlich stolz auf uns. Nur das Verhalten der überwiegend männlichen Segler auf den bereits im Hafen liegenden Segelbooten befremdete uns. Nicht einer kam auf den Gedanken, seinen Hintern zu bewegen und eine Leine anzunehmen. Das sind wir auf der Ostsee irgendwie anders gewohnt. Wir ärgerten uns nur kurz und genossen dann den Abend im Ort und beschlossen ihn in einer Bar.
Am Freitag erklommen wir die Oberstadt von Bonifacio, die trotz Touristen sehr einladend und gemütlich war. Den obligatorischen Milchkaffee tranken wir hoch oben auf den Kreidefelsen.
Gegen 14 Uhr legten wir ab. Wir wollten nur einmal kurz über die Straße von Bonifacio segeln und in der Baia di S. Reparata am Capo Testa ankern. Das war für uns alle ziemlich aufregend und spannend. Würde das Ankermanöver klappen? Und würde der Anker halten? War die Kettenlänge ausreichend? Und der Untergrund zum Ankern gut geeignet? Nachdem die Straße von Bonifacio uns durchgeschüttelt hatte, erreichten wir zügig die Ankerbucht. Wir bereiteten das Ankermanöver gründlich vor und alles klappte wie am Schnürchen. Wir waren das einzige Schiff in der Bucht und genossen den sonnigen Nachmittag. Wir badeten, aßen an Deck und ließen es uns gut gehen. Regelmäßig peilten wir unsere Position und kontrollierten damit den Anker, doch alles war bestens. Die Nacht schliefen wir allerdings alle etwas unruhig, immer wieder warfen wir zur Sicherheit einen Blick an Land.
Am Samstag ging es dann zurück nach Castelsardo. Den Anker lichteten wir schon um 9:00 Uhr. Es ging flott voran, nur der Wind war ziemlich frisch. Für die letzten 15 sm holte ich mir tatsächlich die warme Segeljacke hervor. Gegen 14:30 Uhr erreichen wir den Hafen und wurden vom Hafenmeister am Steg erwartet. Diesmal lagen wir weiter außen am Steg, sodass uns der blöde Fels nicht in die Quere kam. Schnell war das Schiff aufklariert und wir konnten uns auch an diesem Tag noch einige Zeit unseren jeweiligen Strickprojekten widmen. Abends ging es zum Abschluss dieser ereignisreichen Woche in die Pizzeria.
Am Sonntag habe ich dann Antje und Uli zum Flughafen gebracht und mir anschließend noch das Capo Caccia mit den auf dem Weg liegenden Buchten angesehen. Sardinien ist eine Insel mit vielfältigen Gesichtern. Hier in Castelsardo bis hin nach Olbia ist sie eher karg, zerklüftet und trocken. Richtung Stintino ähnelte sie fast dänischen Dünenlandschaften und in der Gegend von Alghero war sie saftig grün. Dabei habe ich bisher nur den Norden Sardiniens kennengelernt.
Am Dienstag wird nun Klaus wieder an Bord kommen und vielleicht werden wir ja noch weitere Seiten Sardiniens entdecken.