Der Donnerstag entwickelte sich dann ganz anders als gedacht. Am Vormittag kam Sabine vorbei, eine österreichische Seglerin, die ebenso wie ihr Mann nach eigener Aussage Segelanfänger sei. Sie bat um Hilfe wegen des Vorsegels auf ihrem Schiff, das sich am Tag zuvor nur schwer eindrehen ließ und das sie nun überhaupt nicht mehr ausgedreht bekamen. Ich fühlte mich wie im Kinostreifen ‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘🙈 Da wir zunächst im Ort den Schalter für die Ankerwinsch besorgen wollten – und ihn glücklicherweise auch tatsächlich bekamen -, besuchten wir Sabine und Andreas anschließend auf ihrem 50-Fuß-Schiff und besahen uns das Problem. Nach einigem Hin und Her, schließlich galt es zunächst, die Besonderheiten dieses Schiffes zu ergründen, stand für uns fest: das Problem musste oben am Mast beim Genuafall liegen. Ich zog mir also mal wieder den Klettergurt an und wurde in den Mast gezogen. Dort offenbarte sich dann sehr schnell das Dilemma. Das Genuafall hatte sich mehrmals um das Vorstag gedreht, sodass das Vorsegel weder ein- noch ausgedreht werden konnte und auch ein Herunterlassen der Genua nicht möglich war. Per Hand dort oben im Mast konnte ich diese Verwicklung allerdings beseitigen und auch das Ausdrehen der Genua wurde so möglich. Klaus und Andreas nahmen das Vorsegel anschließend herunter und auch ich gelangte danach wieder wohlbehalten aufs Deck. Klaus sprühte dann in Ruhe eine reichliche Menge WD40 in den gesamten Mechanismus, sodass künftig ein Eindrehen des Falls verhindert werden sollte. Die Genua wurde wieder hochgezogen, wir schenkten den beiden noch zwei Schekel aus Dyneema, damit die Genua künftig etwas höher gezogen werden könnte und bekamen dann erstmal ein kühles Bier spendiert. Danach verplauderten wir fast den gesamten Nachmittag mit den beiden sympathischen Österreichern. Die beiden luden uns anschließend ein, sie auf unserem Weg durch die Adria doch unbedingt in ihrem künftigen Heimathafen ‚Mitan Marina‘ nahe Rieka zu besuchen, in das sie ihr erst kürzlich erworbenes Schiff gerade verbringen wollten. So verabschiedeten wir uns irgendwann mit der Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen. Die Genua der Österreicher wurde am selben Abend noch einmal versuchsweise aus- und wieder eingerollt und machte offenbar keine Probleme mehr! Die Freude der beiden war groß!
Unsere Ankerwinsch erhielt an dem Tag tatsächlich auch noch ihren neuen Schalter und ich wusch noch einige Maschinen Wäsche. So verging der Tag wie im Fluge. Kurz bevor wir uns dann auf den Weg in den Ort machten, um ein nettes Restaurant zu suchen, legte neben uns eine mächtige Motoryacht an. Sie trug zwar die amerikanische Flagge, die Crew sprach jedoch eindeutig russisch, eine skurrile Kombination! Nachdem wir nach einer leckeren Pizza an Bord zurückkehrten, bemerkten wir dann den Nachteil unseres neuen Stegnachbarn – die Klimaanlage brummte recht laut und die Bootsbeleuchtung tauchte den gesamten Steg in helles Licht. Von der Crew war allerdings niemand zu sehen, wahrscheinlich wollten sie nur bei ihrer Rückkehr sicher den Weg finden und hatten deshalb das Licht angelassen! Wir schliefen trotzdem tief und fest und machten uns am nächsten Morgen wieder auf den Weg!