Der heutige Tag hatte so einiges zu bieten. Gleich nachdem wir den Hafen von Camaret-sur-mer verlassen und die Segel gesetzt hatten, fiel uns auf, dass sich an der Steuerbordseite das Mittelwant gelockert hatte. Von unten konnten wir die Ursache nicht erkennen und schon gar nicht beheben, sodass ich wohl oder übel bei Welle und unter Segeln in den Mast musste! Ich bewaffnete mich mit einem Schraubenschlüssel und auf gings. Wider Erwarten hielt sich das Geschaukel in Grenzen, ich musste aber auch nur bis zur ersten Saling. Oben angekommen stellte sich heraus, dass die Kontermutter fehlte (wohl ein Versehen der Werft nach dem Winterlager!) und der Schraubenschlüssel natürlich nicht passte. So blieb mir nur, das Want mit der Hand bzw. beiden Händen so gut wie möglich festzuschrauben. Wieder heil unten angekommen, beschlossen wir, an Steuerbord zur Stabilisierung zusätzlich das Backstag zu fahren.
Dann passierten wir gegen 14:00 Uhr den Pointe du Raz! Der Reeds sagte, dass der ‚Raz de Sein‘ grundsätzlich nur bei Stillwasser passiert werden sollte. Diesen Zeitpunkt hatten wir offensichtlich nicht genau getroffen – wir hatten bis zu 3,5 kn Gegenstrom und die nicht ganz niedrigen Wellen kamen von überall! Dazu kam dann auch noch Regen, gemütliches Urlaubssegeln geht anders!
Ein echtes Highlight gab es dann aber kurze Zeit später zu beobachten. Zum ersten Mal auf unseren diesjährigen Törns begleitete uns eine Weile eine Delfinschule. Links und rechts sprangen sie aus dem Wasser, tauchten unter uns hindurch und verschwanden anschließend.
Da der Wind anschließend immer weniger wurde und wir auch die meiste Zeit gegen den Strom fuhren, entschieden wir gegen 19:00 Uhr, den Hafen von Saint Guenole anzulaufen. Die Ansteuerung erschien schon auf der Seekarte abenteuerlich und das Bild, das sich uns dann tatsächlich bot, war beeindruckend! Der gesamte Hafen, die Hafenmauer und der dahinter liegende Ort war in einen Nebel aus Gischt gehüllt. Zwischen zahlreichen Felsen und Flachstellen, an denen sich die Atlantikwellen brachen, gab es eine schmale Hafenzufahrt, die sorgfältig betonnt war. Während der gesamten Ansteuerung brodelte das Meer links und rechts von uns und die Geräuschkulisse war gewaltig! Zusätzlich gesellten sich dann zum zweiten Mal am heutigen Tag 30-40 Delfine zu uns. Es war gigantisch!
Im Hafen stellten wir dann fest, dass er wohl nicht für Segler gedacht war. Außer uns gab es ausschließlich Fischerboote. Auch Schwimmstege suchte man in diesem Hafen vergeblich. So mussten wir unsere Festmacher entsprechend lang lassen, um einen Tidenhub von 4,50m auszugleichen.